Das Highfield Festival zieht jedes Jahr zehntausende Besucherinnen und Besucher an den Störmthaler See. Für ihre Sicherheit sorgen zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. In diesem Jahr möchten wir einige von ihnen vorstellen und Euch auf eine Reise über das Highfield-Gelände mitnehmen.
Es ist Freitag, die ersten Acts spielen auf der Hauptbühne. Die Sonne brennt, und viele Festivalgäste strömen über den Hauptweg zum Infield. Am Rand des Weges, von vielen kaum beachtet, steht ein Rettungswagen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Besetzt ist er mit zwei ehrenamtlichen Einsatzkräften. Eine von ihnen ist die 33-jährige Sylvi vom DRK Geithain. Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen im sogenannten „weißen Katastrophenschutz“ ist sie für die Gesundheit der Festivalbesucher verantwortlich. Auf die Frage, warum sie sich engagiert, antwortet die hauptberufliche Rettungsdienstlerin mit einem Lachen: „Ich liebe meinen Job.“ Ihr schönstes Erlebnis auf dem Highfield Festival? Eine spontane Tanz- und Gesangseinlage einer Besuchergruppe. „Es ist einfach schön, auf dem Highfield so viele menschliche und schöne Momente zu erleben.“ erzählt Sylvi. Auch die Motivation, sich ehrenamtlich beim DRK zu engagieren, findet sie in der Menschlichkeit und dem Zusammenhalt untereinander.
Nach einem herzlichen Dank an die beiden Einsatzkräfte im Rettungswagen machen wir uns auf den Weg durch das mittlerweile gut gefüllte und vor allem heiße Infield zu den Kameraden im Backstage-Bereich der Green Stage. Inzwischen ist es dunkel geworden. Wir werden von den Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr Panitzsch herzlich begrüßt. Jedes Jahr sichern sie den Backstage-Bereich der Hauptbühne ab und stehen unter anderem bereit, wenn Pyrotechnik zum Einsatz kommt.
Nach einem kurzen Austausch mit den Feuerwehrleuten, die auch im Gefahrgutzug des Landkreises aktiv sind, kommen wir mit Nils ins Gespräch. Er ist 29 Jahre alt und seit 2012 ehrenamtlich in Panitzsch tätig. Als Angriffstruppführer ist er bei einem Einsatz der Erste am Geschehen. Mit seinen Kameraden sorgt er dafür, dass alles, was mit offenem Licht und Feuer zu tun hat, sicher abläuft. Seine schönste Erinnerung an das Highfield Festival? Die Absicherung der Pyrotechnik beim Auftritt von Electric Callboy im Jahr 2022. „Es war einfach irre, mit welcher Energie die Jungs ihren Auftritt abgeliefert haben.“ erinnert sich Nils.
Gerne sei er auch wegen des Teams beim Highfield: „Es macht einfach Spaß, mit allen hier zu sein.“ Auf die Frage, warum er bei der Feuerwehr tätig ist, lacht er und antwortet ohne zu zögern: „Weil Feuerwehrleute die geilsten sind.“ Man spürt sofort, dass er das von Herzen meint. „Der Zusammenhalt, die Gemeinschaft – das macht dieses Hobby so besonders.“ ergänzt er mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Und wir können dem nur zustimmen.
Der nächste Act auf der Bühne hat begonnen, und es wird auch für die Panitzscher Feuerwehrleute etwas lauter. Wir bedanken uns und treten den Rückweg zur Einsatzleitung an, um am morgigen Tag wieder mit voller Kraft dabei zu sein.
Es ist Samstag, kurz nach dem Mittag, und wir starten unseren Tag auf dem Festivalgelände, wie jeder normale Besucher auch – am Haupteingang, hinter der Fußgängerampel. Wenige Meter weiter sehen wir auf der linken Seite bereits aus der Ferne ein großes Hinweisschild mit einem roten Kreuz, das auf die dort befindliche Unfallhilfsstelle des Sanitätsdienstes aufmerksam macht. Daneben weht eine Feuerwehrfahne, die zur "Feuerwache Camping" gehört. Genau dorthin wollen wir an diesem erneut sehr warmen Tag.
Die Feuerwache Camping wird von den Einsatzkräften aus Störmthal-Güldengossa und Borna besetzt. Ihnen stehen ein MLF (Mittleres Löschfahrzeug) und ein TLF (Tanklöschfahrzeug) zur Verfügung, um im Ernstfall eingreifen zu können. Wir kommen schnell mit Laurell ins Gespräch. Er ist 20 Jahre alt und seit 2021 bei der Feuerwehr in Störmthal-Güldengossa aktiv. Der Grund für sein Engagement ist wortwörtlich naheliegend: „Ich komme von hier und bin auch privat Besucher des Highfield Festivals. Wenn es aber niemand absichert, kann es nicht stattfinden. Deshalb bin ich dabei!“ Ebenso sieht er den Grund, warum man bei der Feuerwehr mitmachen sollte: „Jeder möchte, dass jemand da ist, wenn es brennt oder etwas passiert. Wenn es keiner macht, kommt auch niemand. Deshalb bin ich zur Feuerwehr gegangen.“ erzählt er uns auf dem Dach des Tanklöschfahrzeugs der Kameraden aus Borna. Wir bedanken uns bei Laurell und genießen den Ausblick von oben – man kann fast bis zur Green Stage sehen, über die Zelte von fast 30.000 Besuchern hinweg, die zwischen den Kameraden an der Feuerwache und dem Infield campen.
Für uns geht es zurück zur Einsatzleitung, ans andere Ende des Geländes. Dort steht der ELW 2 (Einsatzleitwagen) des Landkreises. Während des Festivals Dient er als Leitstelle für das Gelände und wird von den Kräften des Technischen Dienst Information und Kommunikation besetzt. Es ist Zeit für eine kurze Lagebesprechung: Alles ist in Ordnung. Am Laptop im ELW sitzt Max, vom TD IuK. Der 25-Jährige engagiert sich seit 2017 in dieser Einheit des Katastrophenschutzes des Landkreises. „Wir sind quasi das IT-Team des Katastrophenschutzes und besetzen den ELW 2 im Einsatzfall.“ erklärt uns Max. Für ihn ist es bei weitem nicht das erste Highfield, und in diesem Jahr ist er für alles verantwortlich, was mit Netzwerk und Störungsbehebung der Feuerwehr zu tun hat. Genau das ist auch der Grund, warum er beim Highfield mitmacht: „Es ist schön zu sehen, dass alles läuft oder dass man einen Fehler beheben konnte.“ Doch Max ist nicht nur im Einsatzleitwagen unterwegs – es gibt auf dem Festival immer wieder kleinere IT-Aufgaben für die Feuerwehr. „Auf dem Weg zu den Kameraden wurden wir einmal von einer Gruppe angesprochen, die uns dankte, dass wir für die Sicherheit da sind, während andere feiern. Das war schon eine sehr schöne Geste.“ erinnert sich Max. Die besondere Aufgabe seiner Einheit ist auch der Hauptgrund für sein ehrenamtliches Engagement: „Man kann einfach mehrere Hobbys verbinden. Es gibt viel zu tun im Bereich Netzwerk und Funk bei der Feuerwehr. Da kann man sich auch mal richtig austoben – das macht einfach Spaß, wenn man an diesem Bereich interessiert ist.“ erzählt Max mit einem Lächeln, während er die letzten Worte in die Einsatzführungssoftware tippt. „Ich muss jetzt aber weiter.“ sagt er, und wir gehen die Treppe des Besprechungsraums des ELW 2 hinunter.
Draußen steht eine kleine Gruppe, Teil von ihr ist Thilo Bergt. Thilo ist der stellvertretende Kreisbrandmeister für den Inspektionsbereich Wurzen und unterstützt die Einsatzleitung auf dem Festivalgelände. Als stellvertretender Kreisbrandmeister hat er die höchste ehrenamtliche Position, die man als Feuerwehrmitglied in Sachsen erreichen kann. Darauf angesprochen, lacht er jedoch nur und winkt ab: „Ich würde das nicht so sehen. Wir erfüllen alle unsere Aufgaben. Wir sind alle wichtig.“ Der 59-jährige Wurzener ist im Landkreis bekannt wie ein bunter Hund – eine Eigenschaft, die jeder Kreisbrandmeister inne hat. Als er 1986 in der Feuerwehr anfing, war vieles noch anders, und doch ist Thilo gern beim Highfield dabei: „Es ist ein schönes Erlebnis, so viele Leute zusammen feiern zu sehen und viele, gerade junge, Ehrenamtliche hier im Einsatz zu erleben. Außerdem ist es absolut faszinierend, wie man so ein Festival organisiert – es sind schließlich ca. 30.000 Leute hier.“ so der erfahrene Feuerwehrmann. Für ihn steht fest: Der Grund, zur Feuerwehr zu gehen, war damals wie heute derselbe: „Die Kameradschaft macht die Feuerwehr einfach aus. Man erlebt gemeinsam mit Leuten, die teilweise zu langjährigen Freunden geworden sind, jedes Mal etwas Neues.“ Doch auch Thilo muss weiter.
Wir gehen einige Schritte zu einer neueren Einheit der Feuerwehr im Landkreis: der Drohnenstaffel. Inzwischen sind die Drohnen aus Hohnstädt, Altenbach, Frankenhain, Regis-Breitingen und Neukieritzsch unter diesem Begriff benannt. Beim Highfield sichern die Einheiten aus Altenbach, Frankenhain und Hohnstädt das Gelände ab. Letztere haben gerade Schicht und planen Flugpunkte, um bestimmte Bereiche des Geländes abzudecken. Wir kommen mit einem jungen Kameraden ins Gespräch, Max. Im Gegensatz zu seinem Namensvetter im ELW 2 ist der 19-jährige Hohnstädter noch nicht lange Teil der Feuerwehr; 2022 trat er seiner örtlichen Feuerwehr bei. Vor allem die Aufgaben in der Drohneneinheit haben ihn fasziniert: „Es ist einfach noch einmal etwas anderes, als auf dem HLF mitzufahren,“ sagt Max. Heute ist er als Pilot eingeteilt und somit für den Flug und die Sicherheit der Drohne verantwortlich. „Gerade auf dem Highfield kann man auch Erfahrungen sammeln,“ so der Hohnstädter. Aber warum trat er vor zwei Jahren zur Feuerwehr bei? „Ich wurde von einem Kameraden, der ein Freund der Familie ist, angesprochen, ob ich nicht Lust hätte. Dann bin ich einfach mal an einem Freitag ins Gerätehaus und es hat mir direkt gefallen. Wir brauchen junge Kameraden – ein paar in meinem Freundeskreis konnte ich auch schon überzeugen.“ erzählt er uns mit einem Schmunzeln. Auch auf die Abschlussfrage hat er eine schnelle Antwort: „Die schönste Erfahrung? Peter Fox live hören zu können war schon ein tolles Erlebnis.“ Wir bedanken uns auch bei Max für das Gespräch und machen uns wieder auf den Weg in Richtung Infield-Gelände.
Inzwischen ist es langsam Abend geworden. Vor beiden Stages sind tausende Besucher. Nach diesen Gesprächen haben uns besonders die vielen jungen und motivierten Gesichter im Ehrenamt gefreut, aber auch erfahrene Kameradinnen und Kameraden zu sehen, die gemeinsam für die Sicherheit auf dem Gelände sorgen. Wie wichtig sie sind, sollten die nächsten Stunden zeigen – doch davon wussten wir in diesem Moment noch nichts.
Disclaimer: Dieser Artikel und die darin enthaltenen Interviews entstanden vor dem Brand der beiden Gondeln des Riesenrads auf dem Highfield-Gelände. Viele der hier erwähnten Einsatzkräfte waren bei diesem Brand im Einsatz. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, den Artikel erst mit einem zeitlichen Abstand zu veröffentlichen. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig das Ehrenamt auch bei solchen Veranstaltungen ist. Wir danken allen beteiligten Kräften.