Das Jahr 2021 ist erst ein paar Tage alt und wir möchten die Gelegenheit nutzen unseren Kreisbrandmeister Nils Adam ein paar Fragen zu stellen, um einen Einblick in die aktuelle Situation im Landkreis zu bekommen. Gleichzeitig nutzen wir die Chance für einen Ausblick für das Jahr 2021.
1. Die Pandemie hat nicht nur unser gesellschaftliches Leben voll im Griff, sondern auch unsere Feuerwehren im Landkreis. Wie ist deine Einschätzung zur aktuellen Lage unserer 142 Ortsfeuerwehren?
Wir Feuerwehren leben in und mit der Lage. Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren in unserem Landkreis ist vollends gegeben. Covid-19 hat gegenwärtig keinen gravierenden Einfluss auf die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren im Landkreis Leipzig. Die Feuerwehren sind da, wenn Sie gebraucht werden. Ich wünsche, dass das so bleibt.
2. Die Einschränkungen der Ausbildungsdienste in den Feuerwehren halten seit April 2020 an. Sollte der Lockdown noch weiter verlängert werden, wie kann es mit der Ausbildung der Kameraden weitergehen? Schließlich geht ja das Tagesgeschäft der Feuerwehren weiter
Im Gegensatz zum Einsatzgeschehen hat COVID 19 auf die Ausbildung der Feuerwehren sehr großen Einfluss, wenn nicht sogar zu großen Einfluss. Leider konnten und können die Feuerwehren unter Beachtung der Corona- Schutzmaßnahmen nur bedingt bis keine Ausbildungen durchführen. Ich wünsche, dass die Feuerwehren trotz Coronaeinschränkungen verschiedene digitale Möglichkeiten nutzen, um sich „frisch“ zu halten. Digitale Angebote können eine sinnvolle Ergänzung sein, werden jedoch nie ein Ersatz für die praktische Ausbildung werden. Insbesondere in den Führungsetagen und bei den Ausbildungsverantwortlichen unserer Feuerwehren sollte die Zeit genutzt werden, um unter Beachtung der eigenen Rahmenbedingungen und Lageangepasst, Konzepte zur Fortführung oder zur Wiederaufnahme des Ausbildungsbetriebes zu erstellen. Ziel muss es sein, die Einsatzbereitschaft auf Grund fehlender Ausbildung nicht zu gefährden. Ich hoffe und wünsche, dass Ausbildungen bald wieder vollumfänglich möglich sind, die Einschränkungen auf Grund der Pandemielage sind mir aber wohl bewusst. Dass die Feuerwehren in den Startlöchern für die Fortführung des Ausbildungsbetriebes sind, ist sicher.
3. Wir lesen in der Tagespresse und in den Sozialen Medien immer wieder von Neuanschaffungen von Technik und Ausrüstung für unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Wie ist der Stand im Landkreis, gibt es noch viel DDR-Technik in den Gerätehäusern, oder sind wir hier über den Berg?
Die Städte und Gemeinden im Landkreis Leipzig aber auch der Landkreis Leipzig haben in den letzten Jahren regelmäßig und kontinuierlich in den abwehrenden und vorbeugenden Brandschutz investiert. Dies ist ganz sicher auch der Fördermittelpolitik im Freistaat Sachsen zu verdanken. Über DDR Technik möchte ich persönlich gar nicht mehr reden, den 30 Jahre nach der Wende muss mittlerweile auch die in den 1990er Jahren beschaffte Technik ersatz- und neubeschafft werden. Hinzu kommt eine weitere Technisierung und Modernisierung aber auch Digitalisierung im Bereich der Feuerwehren. Persönlich wünsche ich mir, dass bei den politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen (Freistaat / Landkreis / Städte und Gemeinden) die Notwendigkeit von kontinuierlichen Investitionen im Bereich des abwehrenden und vorbeugenden Brandschutzes weiterhin als wichtig erkannt wird und die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen geschaffen werden um einen funktionierenden Brandschutz zu schaffen. Von unserer Feuerwehrfachwelt wünsche ich mir einen klaren Blick für eine moderne, zeitgemäße Technik, ohne überzogene Forderungen zu stellen.
4. Im Bereich Katastrophenschutz investiert der Landkreis auch in eigene Technik, jüngst in einen ELW, der bei der Feuerwehr Frohburg stationiert ist. Wie geht es hier weiter?
Per Gesetz sind die Landkreise verpflichtet die Führungsfahrzeuge der Katastrophenschutzzüge vorzuhalten. Hier soll weiterhin kontinuierlich ersatz- und neubeschafft werden. Mit Blick auf technischen Stand und Alter vorhandener Ausstattung sind die finanziellen Mittel dafür geplant. In den nächsten Jahren werden z.B. in Colditz, Borna, Pegau und Wurzen Ersatzbeschaffungen geplant. Aber auch in weiterführende Sonderausstattung und Sonderausrüstung zur überörtlichen Gefahrenabwehr, z.B. zur Ölschadensbekämpfung auf Gewässern und zur überörtlichen Ausbildung soll weiter investiert werden. Zu vergessen ist auch nicht der Bund und der Freistaat Sachsen, die zur Sicherung im Bevölkerungsschutz ebenfalls investieren.
5. Thema Feuerwehrtechnisches Zentrum: Aus Sicht des KFV hat sich ein positiver Trend im FTZ entwickelt und einige Feuerwehren sind wieder zurück zum FTZ gekommen. Wie ist deine Einschätzung dazu, gibt es noch Potential um das FTZ noch attraktiver zu machen?
Ganz sicher ist immer Luft nach oben. Es freut mich, wenn der KFV einen positiven Trend im FTZ erkennt. Ich selbst sehe den positiven Weg auch so und wünsche mir ganz sehr, dass wir uns gemeinsam mit den Städte und Gemeinden mit Ihren Feuerwehren weiter und immer mehr zu „unserem“ FTZ bekennen. Dies geht nur mit ehrlichem, offenen Miteinander und den Menschen die in und mit dem FTZ arbeiten. Wenn es uns gelingt, ein freundliches, ehrliches, offenes, fachkompetenten Miteinander zu entwickeln und Verständnis füreinander zu haben, kann der Service- und Dienstleistungsgedanke ganz sicher besser werden. Vielleicht gelingt es unter Berücksichtigung aller notwendiger Aufgaben, das FTZ Landkreis Leipzig weiterführend gemeinsam zu einem Brand- und Katastrophenschutzzentrum Landkreis Leipzig zu entwickeln.
6. Die Tendenz an Personal in unseren Feuerwehren ist über die Jahre leicht rückläufig. Im Gegensatz dazu, legen die Zahlen der Kinder- und Jugendfeuerwehren deutlich zu. Sollten Gemeinden und Städte oder vielleicht auch der Freistaat mehr Geld investieren, um den Nachwuchs für die Zukunft zu binden?
Eine ganz schwierige Frage, die ganz sicher in vielen ehrenamtlich, organisierten Bereichen gestellt werden könnte. Geld allein wird die Situation nicht verbessern. Auf das „Wie“ kommt es an. Die Grundidee der Freiwillige Feuerwehren ist ehrenamtliches, bürgerliches Engagement um einander zu helfen und nicht um Geld zu verdienen. Wenn es gelingt das Geld für Infrastruktur, Organisation, Technik, als Anreiz und Anerkennung zielgerichtet und intelligent einzusetzen, kann mehr Geld die Personalsituation ganz sicher verbessern, bzw. den Nachwuchs auch binden. Regionale Möglichkeiten und Gegebenheiten sollten dabei immer Beachtung finden – und mit all diesen Abwägungen: Ja lieber Freistaat, liebe Städte und Gemeinden – es muss das Ziel sein, die Förder- und Investitionsmittel im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes zu verstetigen.
7. Die Frage, die bei jeder Jahreshauptversammlung der Feuerwehren immer wieder für Aufregung sorgt, ist die Ausbildung auf Landesebene. Abgesehen von der aktuellen Pandemie und den daraus resultierenden Ausfällen der Lehrgänge an der LFKS, stehen weiterhin nicht genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung. Gibt es hier Neuigkeiten, ob da in Zukunft eine Besserung in Sicht ist?
Offen und ehrlich: Leider nein – die andauernde Pandemie tut dazu noch Ihr Übriges. Die Gründe für dieses schon seit mehreren Jahren andauernde Problem sind m.E. in sehr vielen Bereichen zu suchen. Ich wünsche und hoffe, dass es gemeinsam gelingt, für diese Situation Abhilfe zu schaffen. Die Lösungsansätze müssen sehr breit gesucht werden und können nur Stück für Stück umgesetzt werden. Beginnend in 2021 darf nun ein Teil der Berufsfeuerwehrausbildung in Eigenregie der großen Städte durchgeführt werden, in der Hoffnung das dadurch freie Kapazitäten an der LFKS entstehen. Aber auch der Vergleich von Bedarf und daraus entstehendem Angebot, von Pflicht und Kür und von Zuständigkeit und Verantwortung muss intensiver betrachtet werden. Der Einfluss einer sinnvollen Statistik und dem daraus entstehendem Bedarf muss besser interpretiert werden. Nehmen alle statistisch gemeldeten Qualifikationen auch wirklich die daraus erwachsenden Funktionen und Aufgaben war? Wie kann der Prozess zur Lehrgansplatzvergabe mit modernen Möglichkeiten verbessert werden? Wie können wir besser auf den Generationswechsel in Führungsreihen der Freiwilligen Feuerwehren reagieren? Ganz sicher viele Dinge, die entwickelt werden könnten – ich würde mich über jeden kleinen Schritt zur Verbesserung freuen, leider sind mir aber auch die Grenzen und Randbedingungen in einem so großen System bekannt.
8. Der KFV möchte in diesem Jahr wieder einige Seminare und Workshops für die Feuerwehren anbieten. Hat der Landkreis diesbezüglich was geplant?
Ganz sicher sollten wir wieder versuchen gemeinsam umzusetzen und zu gestalten. Im Bereich der überörtlichen Ausbildung und bei Sonderlehrgängen wollen wir als Landkreis gern besser werden – benötigen aber genau wie die Städte und Gemeinden ehrenamtliches Engagement um umsetzen zu können. Mit Verweis auf die Frage 7 kenne ich aber leider auch die Grenzen und Randbedingungen in unserem Landkreis Leipzig und freue mich persönlich über jede noch so kleine erfolgreiche Ausbildung.
Danke lieber Nils für die Zeit die du dir für die Beantwortung der Fragen genommen hast. Demnächst werden wir den Vorsitzenden des KFV Landkreis Leipzig ein paar Fragen stellen, um euch einen Einblick in die Verbandsarbeit zu geben.